Die Geschichte der Diakoniestation Ludwigsburg

Entstehung der Gemeindekrankenpflege in Ludwigsburg

Es war im Jahr 1875, als in Ludwigsburg einige anerkannte Persönlichkeiten zusammentraten, um über die Trägerschaft für eine Gemeindekrankenpflege zu beraten. Die Erfahrungen aus den Kriegsjahren 1870/71 und der völlig unterentwickelten Krankenversorgung für die heimgekommenen, verwundeten Soldaten ließen den Notstand deutlich werden. Heftige Epidemien, die in den Landgemeinden des Oberamts Ludwigsburg viele Opfer forderten, beschleunigten das Anliegen. Der Verein firmierte als „Verein für Krankenpflege im Oberamt Ludwigsburg“. In seinem Gründungsjahr hatte er bereits 131 Mitglieder. Das Versorgungsgebiet für die am 1. Februar 1876 eingestellte Gemeindeschwester Karoline Wildermuth erstreckte sich von Bissingen im Norden des Oberamts bis nach Zuffenhausen.

Dem Verein gelang es, weitere Pflegekräfte der Olgaschwestern einzustellen, die ihr Domizil in der Werner’schen Kinderheilanstalt (ehemals Ecke Wilhelm-/Hospitalstraße) hatten. Der Pflegebezirk grenzte sich in den Folgejahren auf das Stadtgebiet Ludwigsburgs ein. In den Nachbarorten entstanden eigenen Krankenpflegevereine.

Der Evangelische Krankenpflegeverein Ludwigsburg und mit ihm die Olgaschwestern wurde für die Bevölkerung zur  ersten Adresse der häuslichen Pflege. Schwierige Jahre bescherten vor allem die beiden Weltkriege. 1939 drohte gar die Auflösung des Vereins. Die Evangelische Kirchengemeinde Ludwigsburg übernahm den Verein und sicherte das Vermögen vor dem Zugriff der Nationalsozialisten.

Der Bedarf an häuslicher Pflege stieg in den Nachkriegsjahren stark an. Im Jahr 1962 hatte der Verein 2.400 Mitglieder, die sich über eine günstige Mitgliedschaft ihre Pflegeversorgung sichern konnten. Erst Mitte der 80er Jahre trat eine Gebührenordnung in Kraft, die unabhängig von der Mitgliedschaft Pflegegebühren verlangte.

Mit Einführung der gesetzlichen Pflegeversicherung im Jahr 1996 endeten die staatlichen Subventionen. Die Pflegedienste mussten sich selbst finanzieren. Neue Rechtsträger entstanden. Der Evangelische Krankenpflegeverein Ludwigsburg und die aus sechs Krankenpflegevereinen der Stadtteile bestehende Sozialstation Ludwigsburg e.V. bildeten 1999 die Diakonie- und Sozialstation Ludwigsburg gGmbH.

Die Olgaschwestern

Mit der Gründung des Krankenpflegevereins im Jahr 1876 begann eine enge Zusammenarbeit mit dem Mutterhaus, die weit über ein Jahrhundert andauern sollte. Als die erste Schwester Karoline Wildermuth ihren Dienst antrat, war nicht nur die Ludwigsburger Krankenpflege ganz jung. Auch die Olgaschwesternschaft stand noch in den Anfängen. Nach Heidenheim war Ludwigsburg überhaupt erst der zweite Ort, in dem die damals in Heilbronn ansässigen Pflegerinnen tätig wurden. Doch schon bald wirkten sie in immer mehr Gemeindestationen und Krankenhäusern in ganz Württemberg.1894 siedelten sie nach Stuttgart über, wo bis heute ihr Mutterhaus steht.

Die Verbindungen mit Ludwigsburg wurden über die Jahre ausgebaut. 1903 übernahmen Olgaschwestern die Pflege im Bezirkskrankenhaus und im Frauenheim, 1926 kam das Städtische Versorgungsheim hinzu.  Im Jahr 1937 erreichte die Schwesternschaft mit 358 aktiven Schwestern zahlenmäßig ihren Höchststand. Eine Statistik aus dem Jahr 1958 weist 304 Diakonissen, 138 Verbandsschwestern und 57 Schülerinnen aus. Die Bedeutung der Olgaschwestern in Württemberg untermauerten die Einsatzorte in drei Kreiskrankenhäusern und deren Altenpflegeschulen, vier Altenheimen, 87 Gemeindestationen, verschiedenen Sanatorien und der kirchlichen Jugendarbeit. Das Karl-Olga-Krankenhaus war das größte evangelische Krankenhaus Stuttgarts.

Heute sind keine Diakonissen mehr im aktiven Dienst tätig. Die Aufgaben, die früher von Schwestern geleistet wurden, nehmen diakonische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter war. So bleibt der Auftrag erhalten, den Dienst als Zeichen eines gelebten Glaubens und tätiger Nächstenliebe zu verstehen.

Die letzte Olgaschwester, die in Ludwigsburg wirkte, war Diakonisse Rosemarie Sigloch. Als sie 1994 in den Feierabend ging, endete auch die Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Krankenpflegeverein Ludwigsburg. Für die Schwestern hieß es Abschied nehmen von einem Arbeitszweig, der ein Teil ihrer selbst geworden war.