Krankenpflege will mehr als nur Standards erfüllen

Veröffentlicht am 29.07.2005
in Redaktioneller Eintrag

Veröffentlicht am 29.07.2005

Krankenpflege will mehr als nur Standards erfüllen

Diakonie- und Sozialstation gründet Stiftung - Mehr Personal, um Zeit beim Patienten zu haben

'Wenn wir zum Patienten gehen, nehmen wir uns Zeit', sagt Siegfried Schmid, Geschäftsführer der Diakonie- und Sozialstation Ludwigsburg. Doch das kostet Geld. Mehr Geld, als von den Krankenkassen gezahlt wird. Um dennoch dieses Mehr an Zeit aufbringen zu können, wurde eine Stiftung gegründet.
100 000 Euro haben die sieben Krankenpflegevereine in der Stadt aufgebracht. Das ist der Grundstock für die Stiftung. 'Jetzt hoffen wir auf die Bürgerschaft', sagt Dekan Hans-Frieder Rabus.
Die Diakonie- und Sozialstation will mit den Kapitalerträgen der Stiftung zusätzliches Personal für die häusliche Pflege bezahlen. Denn bei mehr Krankenpflegekräften, so die Rechnung, bleibt mehr Zeit für den einzelnen Patienten übrig.
Dekan Rabus spricht von 'diakonischer Krankenpflege'. Man wolle nicht nur die Grundstandards der medizinischen Versorgung erfüllen. Es gehe auch darum, Zeit für ein Gespräch zu haben, Zuwendung zu zeigen und die Bedürfnisse des Patienten zu erkennen.
Doch dafür gibt es kein Geld von den Krankenkassen. 'Die zahlen nur pauschal fürs Waschen oder Spritze geben', so Schmid. Wenn ein Rezept beim Arzt abgeholt wird oder Brötchen mitgebracht werden, weil die Patienten nicht aus dem Haus kommen, dann geht das auf Kosten der Diakonie- und Sozialstation.
Die hat das Geld aber auch nicht übrig. Denn es gibt weder kirchliche noch kommunale Zuschüsse. Hier soll die Stiftung Entlastung bringen.
Die Diakonie- und Sozialstation Ludwigsburg beschäftigt rund 100 Mitarbeiter im Pflegebereich, die sich um etwa 500 Patienten im Stadtgebiet kümmern. Pro Jahr werden 200 000 Einsätze geleistet. Das Jahresbudget liegt nach den Worten Schmids bei 4 Millionen Euro. 90 Prozent davon kommen von den Kranken- und Pflegekassen. Der Rest wird von den Krankenpflegevereinen finanziert.
Auch Nachbarschaftshilfe und sozialpädagogische Familienhilfe werden von der Diakonie- und Sozialstation angeboten. Ganz neu ist eine 24-Stunden-Betreuung zu Hause. 'Der Bedarf ist da', erklärt Schmid.
Von zunehmender Bedeutung ist die Pflegedienstleitung. 'Die ist im telefonischen Dauereinsatz', sagt Schmid. Immer öfter bitten meist ältere Menschen um Orientierungshilfe im Labyrinth der Pflege- und Krankenversicherung.
Das alles wird ebenfalls nicht von den Kassen bezahlt. Damit es aber weiterhin Bestand hat, soll auch hier die Stiftung helfen.
Julia Essich


Info: Wer Interesse an der Stiftung hat, kann sich bei der Diakonie- und Sozialstation, Telefon (0 71 41) 95 42 18, oder im Internet unter www.diakoniestation-lb.de informieren.




Die Online-Publikation dieses Artikels erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Ludwigsburger Kreiszeitung

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